31.05.12

38. Vogalonga 2012 in Venedig

Neckarauer Drachen besuchen den Löwen von San Marco

Die meisten Kanuten werden schon einmal davon geträumt haben, Venedig vom Wasser aus zu erkunden und auf den Spuren der Gondolieri kleine Kanäle zu befahren, die man als Fußgänger nie zu sehen bekommt.

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Wir haben uns diesen Traum an Pfingsten erfüllt: In Venedig findet seit 38 Jahren jährlich die so genannte “Vogalonga” statt, eine 30 km lange Rundfahrt durch Lagune und Kanäle der Stadt mit Ruder- und Paddelbooten, die 1974 als Protestveranstaltung gegen die fortschreitende Zerstörung der Grundmauern durch den Wellenschlag der zahllosen Motorboote ins Leben gerufen wurde. Seitdem hat sich aus der zunächst lokal angelegten Veranstaltung ein Riesenereignis mit mehr als 7200 Teilnehmern in über 1800 Booten entwickelt. Aus der ganzen Welt kommen Wassersportler in die Lagunenstadt, um die einheimischen Ruderer in ihren eleganten traditionellen Holzbooten bei ihrem Protest zu unterstützen, und dieses Jahr war mit dem KSC Neckarau zum ersten mal auch ein Kanuclub aus Mannheim mit dabei.

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Bereits Stunden vor dem Start waren die größeren Kanäle von Ruder- und Paddelbooten bevölkert, die alle dem Startpunkt am Markusplatz zustrebten. Wo der Canal Grande ins Bacino di San Marco mündet, bot sich den Teilnehmern ein atemberaubender Anblick: Unzählige Boote, vom traditionellen venezianischen Gondolino, in dem die Ruderer stehen, über diverse moderne Ruderboot-Typen, Seekajaks, Faltboote und Canadier bis hin zu einigen Drachenbooten waren hier bereits versammelt und fieberten dem Start entgegen. Punkt 9 Uhr ertönte ein Kanonenschuss, und die mehr als 7200 Teilnehmer machten sich auf die Reise durch die nördliche Lagune, vorbei an Sant’Erasmo, Burano, Mazzorbo, Murano und schließlich durch das historische Zentrum von Venedig zurück zum Markusplatz.

Die Strecke bot einiges an Abwechslung, da es einen ständigen Wechsel zwischen engen Kanälen zwischen den Inseln in der Lagune und großen freien Wasserflächen gab. Auf den bewohnten Inseln standen viele Schaulustige, die die Wassersportler mit ihrem Beifall anspornten. Besonders auf der Glasbläserinsel Murano, die auf ihrem Hauptkanal durchquert wurde, hatte sich bereits eine beträchtliche Menschenmenge eingefunden. Völlig unerwartet für uns Vogalonga-Neulinge gestaltete sich jedoch die Rückkehr nach Venedig in den Canale di Cannaregio – dort säumten Tausende von Menschen die Ufermauern und feuerten die ankommenden Bootsbesatzungen mit frenetischem Jubel an. Dieser Jubel setzte sich im Canal Grande fort und trug die Ruderer und Paddler bis zum Ziel am Markusplatz – solch eine Atmosphäre erleben sonst nur Olympiasieger. Das zeigt, welchen Stellenwert die Vogalonga für die Venezianer hat.

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Für den nächsten Tag hatten wir dann ein weiteres Schmankerl auf dem Programm: Mit dem Drachenboot wurden die unbekannteren Bereiche der Stadt erkundet, die nur vom Wasser aus zu erreichen sind. An diesem Tag bestimmten wieder Vaporetti (Wasserbusse), Transportkähne, motorisierte Taxis und natürlich die weltbekannten schwarzen Gondeln das Geschehen auf den Kanälen. Immer wieder grüßten Einheimische, Touristen und sogar Gondolieri freundlich die Paddler aus Mannheim. Der Steuermann kannte den Weg (er war vorher schon im Kajak in Venedig unterwegs), und plötzlich tauchte für die Mannschaft völlig unerwartet die weltberühmte Seufzerbrücke vor uns auf. Danach ging es wieder durch den Canal Grande und den Canale di Cannaregio zurück in die Lagune und zur Einsatzstelle. Am Nachmittag folgte dann noch ein ausgedehnter Spaziergang durch weniger touristisch geprägte Stadtviertel, gekrönt durch den einen oder anderen Spritz oder Weißwein in den Bars am Campo Santa Margherita.

Dieser Tag wird sicher allen Kanuten aus Neckarau in bester Erinnerung bleiben. Im nächsten Jahr fahren die Rhein-Neckar Dragons auf jeden Fall wieder zur Vogalonga nach Venedig. Wer mit dabei sein möchte, ist jederzeit als Mitglied im KSC Neckarau willkommen.

Bericht: T. Federle